Yehuda Berthold Benski

Yehuda Berthold Benski (1913-2001) wurde wegen seiner linken Einstellung 1933 aus der Berliner Universit?t geworfen. Er wanderte nach Pal?stina aus und machte Karriere zun?chst in der britischen, dann in der israelischen Polizei. Seine Mutter und Schwester, die in Deutschland geblieben waren, wurden nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Relegation und Hachscharalager

Ursprünglich interessierte sich Yehuda Benski für ein Jurastudium, studierte jedoch auf Wunsch der Familie Zahnmedizin an der Berliner Universit?t, da er die Praxis seines Onkels in Danzig übernehmen sollte. Doch wurde er schon nach einem Jahr an der Universit?t wieder vertrieben. Yehuda Benski war einer derjenigen jüdischen Studierenden, die aufgrund ihres linken politischen Engagements unter der doppelten Verfolgung durch die Nationalsozialisten litten. Ab Sommer 1933 wurden insgesamt über 100 Studierende der Friedrich-Wilhelms-Universit?t relegiert, denen kommunistische oder sozialdemokratische Aktivit?ten vorgeworfen wurden.

Da sich ihm in Deutschland keine Alternative bot, beschloss Yehuda Benski, nach Pal?stina auszuwandern. Ab November 1933 lebte er in einem Hachschara-Lager in Magdeburg, wo er in einer nichtjüdischen Firma handwerklich ausgebildet wurde. Erst hier kam er mit dem Zionismus in Berührung, der in seinem assimilierten Elternhaus kein Thema gewesen war. Einen Tag vor seiner Ausreise heiratete er seine Freundin Ilse Stein, die er im Vorbereitungslager kennengelernt hatte.

Seine Familie blieb in Deutschland zurück. Der Vater starb 1937; Yehuda Benskis Schwester wollte die Mutter, die im Krankenhaus lag, nicht allein lassen und entschloss sich gegen eine Emigration. Sie wurde 1943 w?hrend der Zwangsarbeit in den Siemenswerken verhaftet, wie ihre Mutter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Ankunft in Pal?stina und Familiengründung

Im August 1935 kam Yehuda Benski in Pal?stina an. Er musste alle Arbeitsgelegenheiten annehmen, die sich ihm boten, um sich über Wasser halten zu k?nnen. Er arbeitete auf Orangenplantagen, als Bauarbeiter und als Elektriker in einer M?belfabrik. 1943 und 1947 wurden seine beiden S?hne geboren.

Als ich aus der Universit?t verwiesen wurde, war das ein gro?er Schlag

Yehuda Berthold Benski

1913-2011
Beschreibung noch n?tig!

Yehuda Berthold Benski

1913-2011

Karriere in der Polizei

Anfang 1937 wurde er in die britische Mandatspolizei aufgenommen, durchlief die Polizeischule in Jerusalem und kam schlie?lich nach Haifa. Er bildete sich juristisch fort, legte Sprachexamen in Englisch und Arabisch ab, wurde sehr schnell bef?rdert und konnte schlie?lich einen Teil seines Lohnes an bedürftige Verwandte in Shanghai schicken, die aus Berlin dorthin geflüchtet waren. In seinem Beruf überlebte er mit viel Glück einige brenzlige Situationen. Einem Anschlag auf das Polizeirevier durch jüdische Terroristen, die einen frühzeitigen Abzug der Briten herbeiführen wollten, entkam er beispielsweise, weil er spontan seinen Dienst getauscht hatte. Ein Gefecht mit irakischen S?ldnern in Haifa einige Wochen vor dem Ersten Israelisch-Arabischen Krieg 1948 überlebte er schwer verletzt.

Nach der israelischen Staatsgründung im Mai 1948 stieg Yehuda Benski in der nunmehr israelischen Polizei auf. Er leitete geheime Geldtransporte aus dem Ausland und organisierte den Personenschutz berühmter Ausl?nder wie des deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer und des italienischen Filmstars Sofia Loren.

Ruhestand

Nach seiner Pensionierung arbeitete Yehuda Benski zun?chst noch als Administrator in einer chemischen Fabrik und widmete sich dann seit 1988 verschiedenen ehrenamtlichen T?tigkeiten wie der Betreuung ehemaliger Soldaten und Soldatinnen. Ein Jahr vor seinem Tod 2001 zog er mit seiner langj?hrigen Lebensgef?hrtin in ein Wohnheim der Organisation der zentraleurop?ischen Einwanderer in Haifa.

Texte von Yehuda Benski

Am 28.9.47 war ich zum Nachtdienst eingeteilt. Mein Büro lag Parterre an der Au?enwand der Polizeistation im Geb?ude des Polizeihauptquartiers. Da am n?chsten Tag jüdischer Feiertag war (Laubhüttenfest), bat ich meinen arabischen Kollegen, der für die folgende Nacht eingeteilt war, mit mir den Dienst zu tauschen. Er war damit einverstanden, unter der Bedingung, dass ich ihm einen Dollar abkaufe, damit er Essen gehen konnte. Ich gab ihm für den Kandischen Dollar 25 Piaster, 5 Piaster mehr als der offizielle Wert.

Am 29.9. um 6 Uhr früh h?rte ich eine starke Explosion aus der Richtung Altstadt, wo die Polizeistation lag. Ich zog meine Uniform an und rannte zum Dienst, wie es die Vorschriften befahl. Als ich am Hauptquartier ankam, sah ich, dass die ganze Front des Hauses in Trümmern lag. Mein Büro war vollkommen zerst?rt. Ich meldete mich bei einem englischen Offizier, der eine Liste von den Toten und Verletzten aufnahm. Als er mich sah, rief er ungl?ubig: "you are supposed to be dead". Ich erkl?rte ihm, dass ich meinen Dienst getauscht hatte. Ich wurde sofort verhaftet unter Verdacht von dem Anschlag gewesen zu haben. Der Anschlag wurde von einer extremen jüdischen Bewegung ausgeführt, die eine Tonne mit Explosivstoff aus einem fahrenden Lastwagen geworfen hatten. Erst nach l?ngerer Untersuchung waren die Engl?nder von meiner Unschuld überzeugt und ich konnte wieder meinen Dienst antreten. Meine Kollege, der mit mir getauscht hatte, war zur Zeit der Explosion in meinem Büro, wurde get?tet. Den Dollar habe ich noch bis heute, er hat mir das Leben gerettet.

Am 17.4.1948 hatte ich Nachtdienst in der Hadar Hacarmel Polizeistation. Hinter der Station war ein gro?er Garten und ungef?hr 150 Meter entfernt stand eine arabische Haus. Es war bekannt, da? sich dort irakische Freisch?rler eingenistet hatten, die von Zeit zu Zeit auf die jüdischen H?user schossen. Die Engl?nder wu?ten davon, machten aber keine Anstrengung das Treiben zu unterbinden. Daher versuchten die "Hagana" (bewaffnete jüdische Organisation) die Iraker zu vertreiben. Um 5 Uhr früh kam es zu einem Feuer- gefecht zwischen den Irakern und der Hagana. Der Versuch die Iraker zu vertreiben mi?lang. Auf halben Weg zwischen der Polizeistation und der Irakischen Stellung lag ein schwer verwundete Hagana mann. Ich nahm 3 Polizisten mit mir und wir versuchten den Verletzten zu bergen. Wir kamen unter unter schweren Feuer und mu?ten uns zurückziehen. Erst bei einem zweiten Versuch gelang es uns den Verletzten in Sicherheit zu bringen. Inzwischen war es Licht geworden und ich sah, da? in der Mitte des Gartons ein Maschinengewehr, typ BRN lag. Ich beschlo? das Maschinengewehr in die Station zu bringen. Ich nahm einen Polizist mit mir und wir rannten durch den Garten. Sofort wurde auf uns gefeuert. Der erste Schu? traf mein Polizei abzeichen (badge) und fegte meine Mütze (Kolpak) vom Kopf. Ich sprang vorw?rts um Deckung hinter einem Baum zu nehmen. In dem Augenblick wurde ich von drei Kugeln getroffen. Zuerst merkte ich nicht das ich verletzt war. Erst als das Blut aus den Hosen lief merkte ich von meiner Verletzung. Ein Versuch meiner Kollegen mich in die Station zu bringen mi?lang. Dann kam ein Panzerwagen mit englischen Soldaten, die die irakische Stellung bescho?en und denen es gelang mich in den Panzerwagen zu bringen. Von dort zu Station und dann mit Ambulance ins Krankenhaus. Nach drei Operationen nach 3 Monate kam ich wieder zum Dienst zurück. Seitdem feiern wir den 16 April als zweiten Geburtstag.

Im Juni 1959 wurde ich nach England geschickt, um israelisches Geld, das in England gedruckt wurde, nach Israel zu bringen. Ich wurde als Vertreter der israelischen Centralbank geschickt und ein Kollege als Sicherheit. Ein Vertreter der israelischen Botschaft begleitete mich zur Direktion der Drukerei in London. Nachdem alle Formalit?ten erledigt waren, bekam ich eine Liste für 458 Kisten (containing scrap-paper), die ich in 3 Tagen im Hafen von Liverpool erhalten würde. In Liverpool lag ein israelisches Schiff, das die Fracht übernehmen sollte. Ich fuhr also nach Liverpool, ging aufs Schiff, bekam eine sch?ne Kabine und wartete auf den Geldtransport. Am bestimmten Tag um 9 Uhr kam der erste Lastwagen mit den Kisten an. Alle Kisten hatten dieselbe Gr??e und waren numeriert. Ich kontrollierte die Kistennummer nach der Liste unten und mein Kollege oben. Das ging alles glatt. Die Lasttr?ger arbeiteten ruhig aber langsam. Punkt 12 Uhr machten die Arbeiter Mittagspause und lie?en unten 4 Kisten stehen. Das konnte ich natürlich aus Sicherheitsgründen nicht zu lassen. Ich wandte mich an den Vorarbeiter, der aber nicht Bereit war die Mittagspause zu unterbrechen. Aber nachdem ich ihm 4 Flaschen Whisky versprochen hatte, wurden die 4 Kisten nach oben getragen. Der Kapit?n des Schiffes bat mich dafür zu sorgen, dass alle Kisten bis um 4 Uhr verladen sein würden, da er mit der Flut um 5 Uhr den Hafen verlassen wollte. Die Verladung ging weiter. Punkt 4 Uhr sagte mir der Vorarbeiter "jetzt ist Weierabend" und die Arbeiter waren im Begriff den Hafen zu verlassen. Unten blieben noch die letzten zwei Kisten stehen. Alle meine ?berredungskunst und 20 Flaschen Bier waren notwendig die Arbeiter zu überreden, die letzten 2 Kisten aufs Schiff zu bringen. Es kostete daher 4 Flaschen Whisky und 20 Flaschen Bier damit das Schiff mit der Flut den Hafen verlassen konnte. Ich hatte neue Erfahrungen betreffs der Arbeitsmethoden englischer Arbeiter.

Lebensdaten
1913 geboren in Vandsburg (Westpr.)
1932 Zahnmedizinstudium in Berlin 
1933 Relegation aus politischen Gründen 
1933-1935 Hachscharalager in Magdeburg 
1935 Auswanderung nach Pal?stina 
1937-1948 Polizist in der britischen Mandatspolizei 
1948-1971 Israelischer Polizist
2011 gestorben in Haifa