Ich werde Ihnen die Geschichte des Disputs erz?hlen, der uns
zusammenbrachte, Jacques Derrida und mich, seit vierzig Jahren, der
"einzigartige Disput", wie er es 1998 nannte im Buch H.C. pour la vie,
c'est à dire. Ein magischer Disput, sagt er, um die Frage des
Glau-bens, dessen Derridasches Leitmotiv der Satz "Puissé-je la croire"
ist.
Vierzig Jahre dachten wir an Tod an Leben an Tod an Tod an Leben
danach an Tod, dann an Leben, nach Tod an Tod nach Tod an Leben an
Weggehen dann Zurückkommen, wir kommen davon weg, je weiter weg wir
kommen umso n?her sind wir, seit vierzig Jahren laufen wir zu jedem
Fenster es ist der gleiche Sturm, jedes Mal wenn wir weg kommen davon
denken wir an den Tod ... Lass uns aufh?ren davon zu reden, würde er
sagen, wir geben Leben an den Tod, jedes Mal wenn wir darüber reden wir
wollen nicht mehr darüber reden, würde mein Freund sagen, lass uns
nicht mehr darüber reden.
"Wenn ich ihr nur glauben k?nnte". Er würde zu sich selbst beten. An
sich selbst, an den er nicht glaubte, richtete er ein Gebet um
Kr?ftigung (puisser), jenseits der Ohnmacht zu glauben. Was hei?t es,
um Glauben zu beten? Was ist Beten? Was hei?t es, zu beten ohne
Glauben? Kann einer denn nicht nicht beten? Da ist etwas am Beten, das
unbegreiflich ist. Man betet dennoch.
- Warum hat J. D. zu sich selber gebetet, um zu
glauben, somit eine Art Rollenspiel aufführend: er den Zweifel, sie das
Vertrauen?
- Vielleicht weil...
***
Hélène Cixous, geboren 1937 in Oran, Algerien, als Tochter einer
deutsch-jüdischen Mutter und eines algerisch-jüdischen Vaters. Seit
1967 hat sie etwa sechzig fiktionale Texte und Essays über Literatur,
Philosophie, Psychoanalyse und Kunst publiziert; zudem ist sie
Theaterautorin, schrieb Stücke für Ariane Mnouchkines Thêatre du
Soleil. Mit Luce Irigaray und Julia Kristeva gilt sie als Begründerin
der poststrukturalistischen feministischen Theorie, rief das Centre
d'?tudes Féminines an der Universit?t Paris VIII in Vincennes ins
Leben. Mit Jacques Derrida, mit dem sie zahlreiche politische und
intellektuelle Aktivit?ten teilte, verband sie eine lebenslange
Freundschaft. Publikationen hierzu: Voiles (1998, dt. Voiles: Schleier
und Segel 2007), Portrait de Jacques Derrida en Jeune Saint Juif
(2001), Genèse, Généalo-gie, Genre et le Génie (2006, dt. Genesen,
Genealogien, Genres und das Genie: Die Geheimnisse des Archivs (2006),
H.C. pour la vie, c'est à dire (2002, dt. H.C. für das Leben, das
heisst...2007), Insister/ A Jacques Derrida (2006). In dt. ?bersetzung
erschien 2008 ihr Roman: Benjamin nach Montaigne.
Der Vortrag ist in englischer Sprache.
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Dr. Elisabeth Wagner
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Promised Belief – or Life after Life
Mosse-Lecture mit Hélène Cixous am 27. Mai