Theoriearbeit. Geschichte einer epistemischen Praxis, 1960-1990
Auf einen Blick
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
DFG Sachbeihilfe
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Projektbeschreibung
In den Geisteswissenschaften, aber auch au?erhalb der Universit?t hat das, was seit den 1960er Jahren im Kollektivsingular "Theorie" hei?t, eine beispiellose Konjunktur erlebt - von Kritischer Theorie über Marxismus und (Post-)Strukturalismus bis zu den Medien- und Systemtheorien der 1980er Jahre. Doch inzwischen scheint das Genre im Zeitalter seiner Historisierbarkeit angelangt. Nach einem Jahrzehnt emphatischer Theoriearbeit haben sich die Kulturwissenschaften sp?testens seit der Jahrtausendwende auf empirische Fallstudien zurückbesonnen, favorisieren die "Wirklichkeit" und deren erz?hlfreudige Rekonstruktionen. Und w?hrend die Theorie-Konjunktur auch auf dem Buchmarkt merklich abflaut, haben führende bundesrepublikanische Theorieverlage wie Suhrkamp und Merve ihre Materialien den Archiven übergeben. Ausgehend von dieser Diagnose beabsichtigt das hier vorgeschlagene Projekt, eine Geschichte der Theorie zwischen 1960 und 1990 zu erarbeiten. Ein klassisch ideengeschichtlicher Ansatz wird diesem Vorhaben kaum gerecht werden k?nnen. Stattdessen knüpft das Projekt an eine jüngere Wissenschaftsgeschichte an, die am Modell der laboratory studies gelernt hat, auf die Praktiken, Institutionen und Medien von Wissen zu schauen: Um die Konjunktur des Theorieph?nomens zwischen Suhrkamp- und Merve-Kultur, zwischen Paris und Berlin, zwischen Universit?t und Gegenkultur zu verstehen, rücken weniger die Texte als ihre Entstehungsbedingungen in den Mittelpunkt, sind die Inhalte weniger ma?geblich als die Intensit?t ihrer historischen Gebrauchsweisen. Das Projekt zielt daher - in Abwandelung eines Wortes Alexander von Humboldts - darauf ab, "das Schweben über den Theorien" zu praktizieren, um aus der Vogelperspektive den Kollektivsingular "Theorie" seit den 1960er Jahren in den Blick zu bekommen. Welche epistemischen und politischen Motive liegen der Theorie-Konjunktur zugrunde? War Theorie notwendig, um eine rasch expandierende Verlags- und Universit?tslandschaft zu bespielen? Welche Lektürepraktiken bildete sie aus? Welche Rolle spielten Theorieverlage und -zeitschriften? Und wie etablierte und ver?nderte sich Theorie als Genre zwischen Wissenschaft, Philosophie, Literatur und Kunst?
Projektleitung
11/2013 - 06/2020
Prof. Dr. Philipp Felsch
- Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakult?t
- Institut für Kulturwissenschaft