Die Metrik des Mahābhārata - Eine automatische Analyse der Anustubh-Strophe

Für seine Bachelorarbeit am Institut für deutsche Sprache und Linguistik wurde Kieran Felix Meinhardt mit dem Humboldt-Preis 2023 ausgezeichnet.

Das Mahābhārata-Epos ist das l?ngste Gedicht, das je geschrieben wurde. Seine anhaltende Bedeutung für die hinduistische Mythologie und Religion ist nicht zu übersch?tzen. Es ist zum gro?en Teil im Anu??ubh-Versma? verfasst, dem  zentralen Versma? der indischen Literatur, das wohl das meistverwendete Metrum aller Zeiten sein dürfte.

Ziel meiner Bachelorarbeit war es, die Eigenschaften dieses Versma?es quantitativ exakt zu beschreiben. Im Gegensatz zu vorigen Untersuchungen mit diesem Ziel stützt sich meine Arbeit auf alle 150.000 Anu??ubh-Verse, aus denen die metrische Analyse vollautomatisch und reproduzierbar abgeleitet wird. Allen verwendeten Code und seine Ergebnisse stelle ich nachhaltig online zur Verfügung.

Die Analyse geht von der ma?geblichen digitalen Edition des Mahābhārata aus und verwendet Methoden aus der Data Science. Dabei arbeite ich mit einem von mir entwickelten Algorithmus, der vom geschriebenen Text eindeutig auf die metrische Gestalt – die Verteilung von L?ngen und Kürzen – eines Verses schlie?en kann.

Es zeigt sich, dass die Verse dieses über viele Jahrhunderte gewachsenen Texts hochgradig regul?r sind: Nur einige hundert Verse (0,2%) versto?en grob gegen die Grundregeln des Versma?es. In den verbleibenden Versen werden unter Anwendung statistischer Methoden Muster sichtbar, die Parallelen zu der anderen in gro?em Umfang belegten indogermanischen Metriktradition haben: der homerisch-griechischen. Andere, in der Forschung zuvor bereits vermutete Eigenschaften des Versma?es finden nun quantitative Unterstützung. Einige Ergebnisse werfen weitere Fragen für die indische Vers-Forschung auf. Weiterführende Untersuchungen, beispielsweise zur zeitlichen Stratifizierung des Textes und zum Alter des berühmtesten Abschnitts des Mahābhārata, der Bhagavad-Gītā, k?nnen sich fortan auf ein Korpus robuster metrischer Daten stützen.

Die Anwendung meines Programms ist zudem nicht auf das Mahābhārata beschr?nkt. Mit geringen Anpassungen l?sst sich die gesamte digital vorliegende altindische Literatur metrisch analysieren, mit ein wenig mehr Anpassungen Verstexte der gesamten indogermanischen und au?erindogermanischen Literatur. So leistet meine Arbeit einen Beitrag zur historisch-vergleichenden Vers-Forschung und zur quantitativen Metrik im Allgemeinen.

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Humboldt-Preis