Die Aufdeckung universeller und kultureller Ursprünge musikinduzierter Affekte
Auf einen Blick
Musikwissenschaften
Sonstige internationale Geldgeber
Projektbeschreibung
Dieses Projekt untersucht, wie Emotionen in Musik über Kulturen hinweg ausgedrückt, wahrgenommen und verstanden werden. Es stützt sich auf kognitive Ethnomusikologie, Psychologie und Kulturanthropologie, stellt die Annahme infrage, dass musikalische Emotionen universell verst?ndlich seien, und erforscht das Zusammenspiel von kultureller Kodierung und kognitiver Dekodierung in der emotionalen Musikwahrnehmung. Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie interpretieren H?rer:innen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten Emotionen in Musik, die nicht ihrer eigenen Tradition entstammt? Diese Frage ist besonders relevant in einer globalisierten Welt, in der Musik ihren ursprünglichen kulturellen Rahmen oft überschreitet und als Medium für interkulturellen Dialog, Identit?tsverhandlung und emotionalen Ausdruck dient. Das Vorhaben gliedert sich in drei Phasen. Zun?chst werden Audio-Stimuli mit Musiker:innen und H?rer:innen aus kontrastierenden Musikkulturen – darunter westlich-klassische, ostasiatische und indigene Traditionen – erprobt, um zu erfassen, wie Emotionen in Musik erlebt werden. Tiefeninterviews zeigen erg?nzend auf, wie emotionaler Ausdruck kulturell gerahmt und bewertet wird. Die zweite Phase umfasst empirische Methoden, darunter verhaltensbezogene Experimente und psychoakustische Analysen an Feldforschungsorten weltweit. Teilnehmende aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen h?ren ausgew?hlte Musikbeispiele und berichten über die wahrgenommenen Emotionen. Dabei werden Variablen wie musikalische Ausbildung, Sprache und kulturelle Pr?gung kontrolliert, um belastbare interkulturelle Vergleiche zu erm?glichen. So entstehen Datens?tze zu Wahrnehmungsmustern und deren Zusammenhang mit Merkmalen wie Tempo, Modus, Klangfarbe und Verzierung. In der dritten Phase werden die Ergebnisse zu einem theoretischen Modell transkultureller Emotionen in der Musik zusammengeführt. Es beschreibt, wie kulturelle Schemata, Wahrnehmungsbedingungen und individuelle Erfahrung emotionale Interpretation pr?gen. Dabei flie?en aktuelle Ans?tze der Emotionsforschung ein, insbesondere die Appraisal-Theorie und enaktive Kognition.
Das Projekt verbindet kognitive und ethnografische Methoden in einem interdisziplin?ren Zugang zu einem oft getrennt behandelten Thema. Die Ergebnisse sind für Musikologie, Psychologie und interkulturelle Kommunikation relevant. Geplant sind wissenschaftliche Publikationen, ?ffentliche Workshops und eine digitale Plattform, die emotionale Reaktionen auf Musik aus verschiedenen Kulturen sichtbar macht. Ziel ist ein vertieftes Verst?ndnis menschlicher Emotionalit?t und ein Beitrag zu Empathie und Dialog durch Kunst.
Projektleitung
- Person
Prof. Dr. Sebastian Klotz
- Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakult?t
- Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
- Person
Dr. Mats Küssner
- Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakult?t
- Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
Beteiligte Personen
Beteiligte Einrichtungen
Transkulturelle Musikwissenschaft und historische Anthropologie der Musik