Pilgern wie zur Lutherzeit – ein arch?ologisches Experiment

Einladung zur Pressekonferenz am Freitag, den 11.05.2007, 10.30 Uhr, im
Mittelaltersaal des Kunstgewerbemuseums, Kulturforum Potsdamer Platz,
Berlin


Hartmut Kühne, Kirchenhistoriker an der Humboldt-Universit?t zu
Berlin, und Petr Hlavá?ek, Schuhtechnologe von der
Tomas-Bata-Universit?t Zlín, initiieren einzigartigen Testlauf über 70
Kilometer mit Schuhnachbildung des Mittelalters

Ein m?hrischer Schuhtechnologe, ein Prager Archivar und ein Berliner
Kirchenhistoriker werden in einem dreit?gigen Versuch die
Trageeigenschaften eines 500 Jahre alten Schuhes testen. Für dieses
Experiment wurden nach einer gründlichen Erforschung des Originals drei
handgearbeitete Repliken gen?ht. Der originale Schuh wurde in der
ehemaligen Wallfahrtskirche in Bad Wilsnack entdeckt. Er stammt von
einem wohl verm?genden jugendlichen Pilger des frühen 16.
Jahrhunderts.
Es handelt sich wahrscheinlich um den einzigen erhaltenen
?Pilgerschuh‘, der nach der Mode der ersten H?lfte des 16. Jahrhunderts
hergestellt wurde. Das schuhhistorische Experiment hat das Ziel zu
überprüfen, welches Ma? an Tragekomfort diese Schuhe boten, für welche
Terrains sie geeignet waren, wie anf?llig sie für Sch?den verschiedener
Art waren...

Der Initiator des Vorhabens, Prof. Petr Hlavá?ek von der
Tomas-Bata-Universit?t Zlín, hat bereits zwei ?hnlichen
schuhhistorische Experimente durchgeführt. In dem ersten Versuch wurden
im Jahr 2003 getreue Repliken der sog. ?tzi-Schuhe erprobt. Vier
Freiwillige waren in diesen Repliken in den Alpen bis zum Fundort
gestiegen und hatten festgestellt, dass diese Schuhen einen
ungew?hnlich hohen Komfort bieten. Eine Replik der Schuhe ist im Leder-
und Schuhmuseum in Offenbach zu sehen.
In einem zweiten Experiment erprobte Prof. Hlavá?ek im Jahr 2004 die
?ltesten erhaltenen Schuhe, die vor etwa 10.000 Jahr in Nordamerika aus
Wermutbast geflochten wurden. Der Test der Wilsnacker Schuhe ist daher
der dritte schuhhistorische Versuch. Als n?chstes ist die Erprobung
jener Schuhe geplant, die die chinesischen Soldaten nach der
Darstellung der Terrakotta-Armee in Xi-an getragen haben.

Die Idee der Erprobung des Wilsnacker Schuhes entstand 2004 auf einer
Tagung über europ?ische Wallfahrten in P?íbram in der Tschechischen
Republik, wo der Zlíner Forscher in einem Vortrag die Vermutung ?u?ert,
es g?be keine erhaltenen Pilgerschuhe des Mittelalters. Der Berliner
Kirchenhistoriker Hartmut Kühne machte damals auf den Wilsnacker Schuh
aufmerksam. Nach einer gemeinsamen schuhtechnischen und
kulturgeschichtlichen Recherche, die im Jahr 2006 ver?ffentlicht wurde,
beginnt nun der praktische Test. Die drei Wissenschaftler werden vom
11. bis 13. Mai auf dem neu erschlossenen ?Pilgerweg’ von Berlin nach
Bad Wilsnack mit den Schuhrepliken unterwegs sein. Vor dem Beginn des
Experimentes stellen die Wissenschaftler das Vorhaben am 11. Mai um
10:30 Uhr auf einer Pressekonferenz vor. Sie findet in thematisch
passendem Rahmen innerhalb der noch bis zum 23. September 2007
laufenden Sonderausstellung ?Das Zeichen am Hut im Mittelalter.
Europ?ische Reisemarkierungen – Die Pilgerzeichen-Sammlung des
Kunstgewerbemuseums“ im Mittelaltersaal des Kunstgewerbemuseum der
Staatliche Museen zu Berlin am Kulturforum statt.