Trauma-Translationen. Inszenierungen und Imaginationen in Film und Theorie

Auf einen Blick

Laufzeit
04/2014  – 06/2021
DFG-Fachsystematik

Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft

F?rderung durch

DFG Eigene Stelle (Sachbeihilfe) DFG Eigene Stelle (Sachbeihilfe)

Projektbeschreibung

In kultur- und medienwissenschaftlicher Perspektive erkundet das Projekt den Wissenstransfer zwischen, erstens, kulturellen Repr?sentationen von Vergangenheit, namentlich filmisch inszenierten Trauma- und Gewaltgeschichte(n), zweitens, der sich wandelnden Trauma-Theorielandschaft und, drittens, Erinnerungspolitik und nationalen Identit?tsbildungsprozessen. Konkreter Gegenstand der Untersuchung sind Spielfilme aus unterschiedlichen (trans-)nationalen Repr?sentationskontexten und verschiedenen Jahrzehnten des 20. und 21. Jahrhunderts, die historische Traumata, wie z. B. Erster und Zweiter Weltkrieg, Israel-Pal?stina-Konflikt, Irakkriege, 9/11, inhaltlich und strukturell auszudrücken sowie ?sthetisch-narrativ zu gestalten suchen. Das Trauma l?sst ein bewusstes Erinnern und eine konkrete und ad?quate Repr?sentation des Geschehenen zun?chst scheitern. Um diese Leerstelle und Absenz herum und trotz derselben bilden sich jedoch vielf?ltige Bildlichkeiten, wie Alptr?ume, Geistererscheinungen und Flashbacks, in einer besonderen zeitlichen Struktur der Nachtr?glichkeit und des Wiederholens aus. Diese ?traumatische Zeitform‘ l?sst Parallelen zu derjenigen des Mediums Film erkennen. Die filmische Erz?hlung und ?sthetik des Traumas tritt an, um innerliche, psychische Formen der Verletzung und Irritation, des Leids und Schmerzes, die sich k?rperlich niederschlagen k?nnen (Konversion, Performativit?t), in Filmsprache zu übersetzen. Im Projekt wird sie mithilfe von Analysebegriffen entschlüsselt, die der klinischen Psychologie, Psychoanalyse, Psychotraumatologie sowie kulturwissenschaftlichen Traumatheorien entlehnt sind und die Filmsprache und den filmischen Inhalt selbst pr?gen (z. B. ?Ged?chtnisverlust“, ?Deckerinnerung“, ?Intrusion“, ?Krypta“, ?passing-on“, ?Reenactment“, ?T?ter-Opfer-Inversion“, ?Télescopage“, ?traumatic growth“, ?Trigger“). Zum einen sollen hierdurch in den ausgew?hlten Filmen aufscheinende Traumaordnungen und deren Inszenierungen sichtbar gemacht werden. Zum anderen soll der Film als ein Medium kenntlich gemacht werden, das durch seine medienspezifischen Repr?sentations-, Analyse- und Deutungsweisen von Trauma ein Surplus, einen symbolischen ?berschuss produziert. Dieser ?berschuss wird beispielsweise durch ?sthetische, narrative oder dramaturgische Mittel wie ?Backstorywound“, ?Flashback“, Rückblende und Split Screen sichtbar. Oder er kann in imagin?ren Bildlichkeiten der Heilung, filmisch gefassten ?kulturellen Pflastern‘ (?healing scripts“; E.M. Hunter 2007) bestehen, mithilfe derer kulturell gesehen nicht schlie?bare, traumatische Wunden überdeckt werden sollen – auf individueller und/oder kollektiver Ebene. Die durch ihre Verfilmung transformierten Traumafigurationen werden in den sozialen K?rper rücktransportiert und pr?gen dessen Selbstverst?ndnis sowie die nationale Geschichtsschreibung, Identit?tsbildungsprozesse und Erinnerungskultur. Die im Projekt erarbeiteten besonderen film?sthetischen Verfahren k?nnen neue Impulse für die klinische und theoretische Traumaforschung und -therapie sowie Differenzierungen für das konventionelle Wissensfeld Trauma/Traumatisierung liefern.