SPP 1727: Die Semantik und Pragmatik von konditionalen Verknüpfungen: sprachübergreifende und experimentelle Perspektiven

Auf einen Blick

Laufzeit
08/2019  – 12/2021
DFG-Fachsystematik

Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik

F?rderung durch

DFG Schwerpunktprogramm DFG Schwerpunktprogramm

Projektbeschreibung

Das Konzept der Konditionalit?t ist zentral für menschliches Denken und Handeln, was sich an einem reichhaltigen Repertoire von konditionalen Ausdrücken in der natürlichen Sprache zeigt. Ein Konditionalsatz in der Form, z.B. Wenn p, q, setzt sich aus einer Konditionalverknüpfung (wenn), einem Antezedens (p) und einem Konsequenten (q) zusammen. In der Literatur der formalen Semantik und Pragmatik ist der Bedeutungsbeitrag von konditionalen Verknüpfungen ein viel diskutiertes Thema. Der Restriktor-Analyse (Kratzer 1986/1991) zufolge ist das Englische if ein Operator mit keinerlei eigener Semantik und if-S?tze werden verwendet um overte oder koverte Modaloperatoren oder generische Frequenzoperatoren einzuschr?nken. Diese Theorie hat einige aufschlussreiche Folgestudien inspiriert, die aufzeigen, dass die Interpretation von Konditionals?tzen und ihre semantischen/pragmatischen Eigenschaften Folge eines Prozesses der semantischen und pragmatischen Modulierung sind. Neben anderen Faktoren üben konditionale Verknüpfungen einen gro?en Einfluss auf die Interpretation von Konditionals?tzen aus. Z.B., w?hrend ein Konditionalsatz durch die Verwendung der Vorvergangenheitsform im Englischen oder durch eine Kombination von Perfektform und Konjunktiv II im Deutschen eine kontrafaktische Interpretation hervorrufen kann, kann Kontrafaktizit?t in Konditionals?tzen im Mandarin durch spezielle konditionale Verknüpfungen ausgedrückt werden (vgl. Wu 1994, Jiang 2014). Au?erdem wurde beobachtet, dass konditionale Verknüpfungen einen Konditionalsatz semantisch oder vielleicht pragmatisch in einen Bi-Konditionalsatz verwandeln (vgl. Geis und Zwicky 1971 und sp?tere Werke), dass konditionale Verknüpfungen Sprecheinstellungen gegenüber dem Antezedens und/oder dem Konsequenten ausdrücken (vgl. Visconti 1996), und dass konditionale Verknüpfungen Konditionals?tze darin beeinflussen k?nnen, ob Polarit?tselemente lizensiert werden (vgl. Leslie 2008, Hoeksema 2012, Liu 2012). Die vorliegenden Ergebnisse sind allerdings alles andere als konklusiv; es fehlt in der gegenw?rtigen Literatur an einer Systematik bezüglich der Modulierung von konditionalen Verknüpfungen in Konditionals?tzen.

Das Projekt wird die Distribution, Semantik und Pragmatik von konditionalen Verknüpfungen in verschiedenen Sprachen (mit einem Fokus auf Deutsch und Mandarin-Chinesisch) anhand von formal-linguistischen (vgl. Giannakidous (1998/2014) Sprecher-Commitment-Modelle, Lius (2012) drei-dimensionaler semantischen Ansatz) und psycholinguistischen (Sprachverstehen, Sprachproduktion, EEG) Methoden untersuchen. Durch die vielf?ltigen Bedeutungsebenen von konditionalen Verknüpfungen (z.B. Implikaturen und Pr?suppositionen) werden die Ergebnisse ein neues Licht auf den Umfang und die Grenzen der bestehenden formalen Modelle und experimenteller Paradigmen in der Semantik, der Pragmatik und dem logischem Denken werfen.

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