Polnische Volkskunst, der Holocaust und das T?ter-Opfer-Zuschauer-Dreieck: Aushandlung von Erinnerungsprozessen im deutsch-polnischen Kontext
Auf einen Blick
Ethnologie und Europ?ische Ethnologie
DFG Eigene Stelle (Sachbeihilfe)
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Projektbeschreibung
Die Wende in der Holocaustforschung hin zur Untersuchung des ?dispersed Holocaust“, der au?erhalb der Vernichtungslager stattfand, vor den Augen der lokalen Bev?lkerung, ben?tigt weiterhin neue Quellen. Oral History hat hier wichtige Einsichten gebracht, visuelle volkstümliche Quellen wurden bisher aber kaum berücksichtigt. Den Holocaust aufgreifende Volkskunst aus Polen stellt eine wichtige, noch unerschlossene Quelle dar, die neue Perspektiven auf Nachkriegserinnerungsprozesse bietet. Die in den Nachkriegsjahrzehnten von polnischen Volkskünstlern, die sich an die Juden vor dem Krieg erinnerten und Zeugen der Verbrechen an ihnen wurden, geschaffenen Schnitzereien und Gem?lde von Holocaustszenen stehen weitgehend vergessen in den Best?nden der polnischen ethnographischen Museen oder in privaten (meist deutschen) Sammlungen, ohne je systematisch als visuelle Quelle posttraumatischer Erinnerungsprozesse untersucht worden zu sein.
Dieses Projekt fokussiert auf diese volkstümlichen Darstellungen der Shoah, ihren Einfluss und ihre Instrumentalisierung in Ost-, West- und dem wiedervereinigten Deutschland von 1945 bis heute, und untersucht ihre Rolle in der polnischen und deutschen Erinnerungskultur. Ziel der Studie ist zudem, herauszufinden, ob deutsche Sammler die Erinnerung an den Holocaust unter polnischen Volkskünstlern angeregt haben, und wie der deutsche ?orientalistische“ Blick auf Polen die Rezeption dieser Kunst in den deutschen Staaten beeinflusst hat. Schlie?lich soll das Projekt weitere Erkenntnisse hervorbringen in die Art und Weise, wie Polen und Deutsche ihren jeweiligen Status als Opfer, Zeuge und T?ter aushandeln.
Wir haben vor, signifikante Beitr?ge zu Holocaust- und Erinnerungsstudien (neue Prim?rquellen, Zuschauerperspektiven) und zur Volkskunstforschung (neue 金贝棋牌, z.B. traumatische Erinnerung und Intergruppendialog, neue Ans?tze wie Affekttheorie) zu leisten, das Projekt beleuchtet aber auch eine Reihe von breiteren Gebieten wie die deutsch-polnisch-jüdischen Beziehungen, die deutsche Vergangenheitsbew?ltigung und die Rolle gegenst?ndlicher Kunst in Erinnerungsprozessen.
Wir werden eine breite Palette unterschiedlicher Quellen studieren, u.a. Kunstwerke, Ausstellungskataloge, Besucherkommentare und private Korrespondenz, und wir werden Interviews führen mit Sammlern, Künstlern und Kuratoren. Diese werden mithilfe von multidisziplin?ren interpretativen Ans?tzen begutachtet, einschlie?lich der neuesten Methoden zur Untersuchung visueller und materieller Kultur, unter Einbeziehung von kulturellen Frames, Machtbeziehungen, Emotionen und selbstreflektierter Berücksichtigung unserer eigenen Subjektivit?t.
Das zu studierende Ph?nomen wurde von polnischen und deutschen Akteuren im Dialog geschaffen, und die Spuren seiner Geschichte sind über ganz Polen und Deutschland verstreut, weshalb ein deutsch-polnisches Team vonn?ten ist, mit einem bilateralen Referenzrahmen, bilingualer Expertise und Zugang zu Quellen in beiden L?ndern.
Beteiligte Einrichtungen
Social Anthropology