Kommunizieren und Lernen mit Tablet-PC's
Auf einen Blick
Projektbeschreibung
1) Ausbildung von Studierenden zur Nutzung von Tablet-PC's zur Kommunikationsf?rderung von Menschen mit einer geistigen Behinderung und/oder einer Mehrfachbehinderung 2) Qualifizierung von Studierenden zur Entwicklung digitaler Bücher für den Unterricht mit geistigbehinderten Schülerinnen und Schülern In der Fachrichtung Geistigbehindertenp?dagogik im Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universit?t zu Berlin werden Experten ausgebildet, die sp?ter in ihrem Beruf mit geistig und schwer mehrfachbehinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in unterschiedlichen Arbeitsfeldern (Frühf?rderung, Schule, Werkstatt, Wohneinrichtungen) arbeiten werden. Der Personenkreis, mit dem unsere Studierenden in ihren zukünftigen schulischen und au?erschulischen Handlungsfeldern zu tun haben wird, hat sich in den letzten Jahren sehr ver?ndert. Zum einen hat die Zahl der Menschen mit sehr schwerer Behinderung stark zugenommen und zum anderen, teilweise damit verbunden, auch die Zahl der behinderten Personen, die nicht oder kaum über Lautsprache verfügen. So gehen Untersuchungen an Schulen davon aus, dass diese 'Sprachlosigkeit' zwischen 20% und 30% der Schülerschaft betrifft. Nicht über Lautsprache zu verfügen bedeutet für die betroffenen geistig und mehrfachbehinderten Menschen, dass ihre Bedürfnisse, Wünsche und Interessen im Alltag und in den Institutionen h?ufig unberücksichtigt bleiben, was nicht selten zu Verhaltensproblemen führt, zum Rückzug in sich selbst, zum Verweigern p?dagogischer Angebote oder zu Aggressionen gegen sich oder andere Personen. Gravierende Beeintr?chtigungen zeigen sich auch in ihren sozialen Beziehungen. Es gelingt den nichtsprechenden Menschen nicht, Personen anzusprechen bzw. auf Ansprache zu reagieren, eigene Meinungen zu vertreten, Ansichten mit anderen zu teilen, gemeinsame Interessen zu entdecken, sich für das Wochenende zu verabreden ... Um diesen Menschen mehr M?glichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe, aber vor allen um ihnen eine Kommunikation mit ihrer Umwelt zu erm?glichen, müssen alternative Kommunikationsformen vermittelt und angeboten werden, die die zukünftigen P?dagoginnen und P?dagogen zun?chst allerdings selber erlernen müssen. Der Fachterminus für diese alternativen Kommunikationsformen lautet ?Unterstützte Kommunikation‘ (UK) und beinhaltet alle alternativen Kommunikationswege, wie z.B. Bildsymbolkarten, Kommunikationstafeln, Sprachausgabeger?te, Geb?rden … oder auch komplexe Sprachcomputer, wie sie von Stephan Hawking genutzt werden. Seit dem Erscheinen der ersten Tablet-PC's entwickelt sich im englischsprachigen Raum ein noch verhaltener, aber interessanter neuer Markt. Es werden zunehmend Programme zur Unterstützten Kommunikation entwickelt, die auf diesen Tablets eingesetzt werden k?nnen. Die Impulse für diese Entwicklung kommen derzeit haupts?chlich von Eltern und Behindertenverb?nden, vereinzelt auch von Experten. Der gro?e Vorteil bei der Nutzung des Tablet-PC's liegt zum einen in den vergleichsweise sehr niedrigen Kosten zum anderen in der sehr einfachen Bedienung, die bei entsprechender Gestaltung der Nutzeroberfl?che auch von Menschen mit geistiger Behinderung genutzt werden k?nnte. Welche Chancen Tablet-PC's für die Erweiterung der Kommunikationsm?glichkeiten von Menschen mit einer geistigen oder mehrfachen Behinderung bieten k?nnen, habe ich gerade gemeinsam mit einer Kollegin am Beispiel des iPad in einer renommierten Fachzeitschrift dargestellt, den ich Ihnen beifüge. Eine erweiterte Online-Version findet sich unter www.lebenshilfe.de/de/buecher-zeitschriften/teilhabe/index.php . Aber nicht nur für die Kommunikation für Menschen, die sich nicht ausreichend über Lautsprache mitteilen k?nnen, er?ffnen Tablet-PC’s neue M?glichkeiten. In den USA ist es mittlerweile nicht mehr unüblich, dass Schülerinnen und Schüler statt vieler Bücher nur ein Tablet mit in den Unterricht nehmen. In Deutschland hingegen stecken digitalisierte Schulbücher für den Unterricht noch in den Kinderschuhen, gleichwohl dominierte in diesem Jahr dieses Thema die weltgr??te Bildungsmesse, die “didacta” in K?ln. Beim Besuch der Ausstellerst?nde zeigte sich jedoch, dass es bislang kein einziges Produkt gibt, das für Menschen mit Behinderung geeignet w?re. Digitalisierte Schulbücher allein haben allerdings nicht per se einen didaktischen Mehrwert, eher einen organisatorisch-praktischen Nutzen. Dieser w?re allerdings für Schülerinnen und Schüler mit geistiger Behinderung enorm, weil für sie gar keine gedruckten Schulbücher auf dem Markt existieren, da die Auflagenzahlen zu gering und damit wirtschaftlich nicht interessant und rentabel w?ren. Die Erstellung digitaler Bücher w?re dagegen kostengünstig zu realisieren und ein Mehrwert dieser Bücher würde insbesondere für geistigbehinderte Kinder und Jugendliche dann entstehen, wenn sie über den reinen Text hinaus animierte Grafiken, Filme, vorgelesenen Text, … nutzen k?nnten.
Projektleitung
- Person
Prof. Dr. Wolfgang Lamers
- Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakult?t
- Institut für Rehabilitationswissenschaften
- Person
Prof. Dr. Oliver Musenberg
- Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakult?t
- Institut für Rehabilitationswissenschaften
- Person
Dr. Judith Riegert
- Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakult?t
- Institut für Rehabilitationswissenschaften