Grenzmaterialit?ten und -infrastrukturen: Komparative Ethnographie im Urbanen Raum

Der Blick auf die globale politische Ordnung zeigt die Diversit?t von Staatsgrenzen. In diesem Kontext untersucht das soziologische Forschungsprojekt die Bedeutung und Macht der Sozio-Materialit?t von Grenzen in urbanen Kontexten. Das Projekt knüpft an Ergebnisse von zwei Forschungsbereichen an: Die Grenzforschung und die neuere Materialit?ts- und Infrastrukturforschung (insbesondere Science and Technology Studies sowie Urban Studies). Damit werden Materialit?t und insbesondere unterschiedliche Infrastrukturen als zentrale Dimensionen für die Konstitution von Staatsgrenzen erg?nzt. Das Vorhaben geht davon aus, dass Grenzen nicht nur Ergebnisse staatlicher Kontrollapparate sind, sondern ein Produkt vielf?ltiger, auch miteinander verflochtener, Beziehungen von staatlicher und nichtstaatlicher Praxis. Daher werden einerseits staatliche Regulierungspraktiken analysiert, andererseits auch solche Infrastrukturen in den Blick genommen, die über die Grenzsituation entstehen, wie z.B. Grenz?konomien oder transnationale Kooperationen. Das Verh?ltnis dieser unterschiedlichen Infrastrukturen wird dabei als ein unaufl?sliches und spannungsreiches Wechselspiel verstanden, welches das Projekt theoretisch fassen und empirisch erforschen m?chte. Dabei fokussiert das Vorhaben die sozio-materiellen Verbindungen der Infrastrukturen, d.h. die Verknüpfungen zwischen Grenzobjekten und sozialen Praktiken (Star 2010, Latour 2006). Entsprechend des praxeologischen Materialismus wird eine ethnomethodologisch informierte Ethnographie durchgeführt, die es erm?glicht Grenzen in situ und im Sinne eines doing border zu analysieren. Das Projekt untersucht zwei urbane R?ume in Asien und Europa, in denen Grenzinfrastrukturen ein besonders hohes Vorkommen haben. Die komparative Analyse der unterschiedlichen Situationen bietet dabei dichte Analysen über die Komplexit?t von Grenzen sowie Erkenntnisse über den Einzelfall hinaus. Das Forschungsvorhaben verfolgt eine analytisch-grundlagenorientierte Problemstellung, die über die empirischen Ergebnisse auch theoretische und methodologische Beitr?ge erm?glicht. Wir erhalten mit diesem Vorhaben (1) ein besseres Verst?ndnis über den sozio-materiellen Charakter und die Wirkmacht unterschiedlicher Infrastrukturen auf die Konstitution von Grenzen, sowie (2) empirische Erkenntnisse über die Macht von Materialit?ten auf die soziale Praxis und vice versa. (3) Schlie?lich wird das Projekt auch die methodischen und methodologischen Reflexionen über die Durchführung einer komparativen Ethnographie für kontrastive F?lle dokumentieren.