Exzellenz, Brillianz, Genie. Historie und Aktualit?t erfolgreicher Wissensfiguren

Auf einen Blick

Laufzeit
11/2016  – 03/2017
DFG-Fachsystematik

Kunst-, Musik-, Theater- und Medienwissenschaften

Philosophie

Literaturwissenschaft

F?rderung durch

FONTE Stiftung zur F?rderung des geisteswissenschaftlichen Nachwuchses

Projektbeschreibung

Exzellenz, Brillanz, Genie. Historie und Aktualit?t erfolgreicher Wissensfiguren In akademischen Kontexten zirkulieren heutzutage multiple Vorstellungen von Exzellenz und Brillanz, Kreativit?t und Innovation – in diesen Termini scheinen zahlreiche Facetten eines jahrhundertealten Geniediskurses wider. Der Workshop fokussiert einerseits auf diese jüngere Entwicklung, die Impelmentierung von Rhetoriken wie "Exzellenzinitiative" oder "Spitzenforschung" in die Fachsprache, in Selbstbeschreibungen der Forschungslandschaft und das Antragswesen. Andererseits historisiert er diese Entwicklung und widmet sich der Geschichte von Begabtenf?rderungsprogrammen und Geniekulten in europ?ischen Schriften von der Jahrhundertwende um 1900 und nachfolgenden Jahrzehnten an. Das "Genie" war eine obsessiv diskutierte kontroversielle Wissens- und Repr?sentationsfigur in interdisziplin?ren wissenschaftlichen wie literarischen Texten, die vor allem zwischen 1890 und 1920 ver?ffentlicht wurden. Der Rückbezug auf den abstrakten Geniebegriff hatte eine diskursive und strategische Funktion: Auf der einen Seite gab es zahlreiche das ?Genie“ verehrende Theoretiker, zu denen Hans Blüher, Houston Stewart Chamberlain, Otto Hauser, Ernst Kretschmer, Arthur Schopenhauer und Otto Weininger geh?rten. Sie glaubten an es als Retter, Erl?ser der Gesellschaft und Erschaffer von Kultur. Wohingegen andere Theoretiker das "Genie" im Kontext gr??erer soziokultureller Problematiken, Unischerheiten und Utopien beschrieben und kritisierten (z.B. Walter Benjamin, Jakob Wassermann oder Edgar Zilsel). Letztere betonten au?erdem die anti-feministischen und anti-semitischen Tendenzen, die mit der Geniekonzeption zusammenhingen, die von 1900 bis in die 1930er Jahre mehr und mehr mit rassenhygienischen Vorstellungen und Züchtungsgedanken des Nationalsozialismus verschmolzen. Auf der anderen Seite half die Geniefigur – via Projektion der Qualit?ten sogenannter ?gro?er M?nner der Geschichte“, ?Eminenzen“, ?H?chstleister“, ?Repr?sentanten des Geistes“, ?Superlative der Menschheit“, ?Zeitenwender“, ?Ausnahmemenschen“, ?M?nnerhelden“ oder ?geistiger Führer“ – fragilen und sich teilweise neu konstituierenden akademischen Disziplinen dabei, wie Soziologie, Sexualwissenschaften, Psychologie und Philosophie, ebenso wie Wissenschaftlern und Schriftstellern, ihre professionelle Identit?t aufzubauen, ihre (h?ufig cross-diziplin?ren) Methodologien zu legitimieren und sich ihrer eigenen rationalen, intellektuellen und kreativen Kr?fte zu versichern. Der geplante Workshop zeichnet diese verwickelte und komplexe Geschichte nach und transponiert sie zudem auf neuere Repr?sentationen von Geniewissen und die Frage, wie der heutige Begabtenleistungs- und Geniediskurs aussieht und in welchen inner- und au?eruniversit?ren Kontexten er sich abspielt.

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