Die Arktische Allmende, Ressourcenmanagement und die Native Corporation: Formen sozialer Governance und die Kultur und ?konomie der Gabe. Aufbau einer Kooperation mit der Rutgers University, New Brunswick, USA (Prof. Dr. Harald Salzman, PH. D.)
Auf einen Blick
DFG sonstige Programme
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Projektbeschreibung
Kurzes Gesamtkonzept und wissenschaftliche Zielsetzung:
Prof. Salzman führt seit drei Jahren eine von der National Science Foundation (NSF, Arctic Social Science Program) gef?rderte sozio-?konomische Analyse verschiedener Gemeinden in Alaska, der Arctic Commons und besonders der Native Corporations durch. Bisher liegen umfangreiche empirische Materialien und erste graue Papiere vor. Es hat sich bereits gezeigt, dass in Alaska lokale, kulturspezifische Formen der Organisation und der sozialen Governance praktiziert werden, die unter den Gesichtspunkten des gift giving und des Umgangs mit Eigentum (Privat- und Gemeineigentum) von h?chstem Interesse sind. Dieses Interesse richtet sich nicht zuletzt auf institutionelle Alternativen der Steuerung (Governance) im hochentwickelten Kapitalismus. Ziel der von uns beantragten Gastreise ist es, die m?gliche Fruchtbarkeit einer Zusammenarbeit zu eruieren, in der die Antragstellerin ihre Kompetenz auf den Gebieten der Kulturtheorie, der Ethnologie, der Gabentheorie und der politischen Philosophie (insbesondere der Eigentumstheorien) und der Antragsteller seine organisations- und managementtheoretische Expertise einbringen kann, w?hrend der Kooperationspartner Prof. Salzman Experte auf dem Feld Public Policy, Arbeitsmarktpolitik und Workforce Development ist. W?hrend Salzmans Forschung zun?chst von seinem Interesse an Besch?ftigungsbedingungen und workforce development angeregt wurden, gilt unser Interesse besonders einer Auswertung und evtl. Weiterführung der empirischen Forschung mit besonderem Blick auf das Verh?ltnis von Organisation und der Kultur und ?konomie des gift giving.
Alaska heute zeigt sich der empirischen Forschung als ein US-Staat, in dem in Wirtschaft und Politik Formen der Organisation und des Umgangs mit Eigentum praktiziert werden, die einerseits stark von der Geschichte und der kulturellen Tradition des Landes, nicht zuletzt von kulturellen Praktiken des gift giving gepr?gt sind, andererseits wom?glich ein überraschendes Potenzial haben, der tragedy of the commons (G. Hardin) zu entkommen. Der Kooperationspartner Prof. Salzman hat dazu seit drei Jahren empirische Forschung vor Ort betrieben. Der Gegenstand legt es nahe, seine Expertise auf den Feldern Public Policy, Corporate Restructuring und Workforce Development durch kulturwissenschaftliche, organisationtheoretische und ?konomische Kompetenzen zu erg?nzen, welche von Antragstellerin und Antragsteller eingebracht werden k?nnen. Für den wissenschaftlichen Kenntnisstand in Sachen Allmende/?ffentliche Güter sei dazu nur pauschal auf den locus classicus (Hardin 1968) sowie auf die Arbeiten von Elinor Ostrom (bes. 1990; 2002), für den state of the art in puncto Gabentheorie auf den Klassiker von Mauss (deutsch 1968), sodann auf die umfangreichen ethnologischen und kulturwissenschaftliche Darstellungen der Antragstellerin (D?rmann 2005, 2010) und die ?konomisch und organisationstheoretisch ausgelegte Zusammenschau des Antragstellers (Ortmann 2004, 128-200) verwiesen.
Der Gastaufenthalt soll die M?glichkeiten und Erfolgschancen einer Kooperation zu sondieren erlauben: durch Sichtung und Diskussion des vorliegenden empirischen Materials im Hinblick auf seine organisations- und gabentheoretische Ergiebigkeit, durch Er?rterung einschl?giger Theorieperspektiven aus Kultur- sowie Organisationstheorie, ?konomie und politischer Philosophie/Theorie, und durch Herstellung pers?nlicher 金贝棋牌e mit den Beteiligten der Rutgers University. Konkretes Ziel ist die Kl?rung der Frage, ob eine solche Kooperation (a) überhaupt ergiebig genug ist und ob sie, wenn ja, (b) die Form eines gemeinsamen empirischen Forschungsprojekts oder zumindest einer gemeinsamen Auswertung der empirischen Befunde – sei es in einer Buchpublikation, sei es in Form von Zeitschriftenbeitr?gen – annehmen kann und soll. In Zeiten einer gewissen Ratlosigkeit, betreffend den Umgang mit ?ffentlichen Gütern, mit Problemen des free riding, der ?berweidung und anderen sozialen Dilemmata, k?nnte das Beispiel Alaska neue M?glichkeitsr?ume für Organisationen und soziale Governance er?ffnen.
Der Mehrwert einer internationalen Kooperation liegt in diesem Fall wohl auf der Hand: Alaska ist der Ort der einschl?gigen Formen von Organisation (Native Corporations) und Governance, und die Rutgers University mit Prof. Salzman der Ort bzw. Tr?ger ihrer empirischen Erforschung. Dort liegt das empirische Material, insbesondere in Form einer gro?en Fülle von Interviewprotokollen. Vorgespr?che haben zu dem Konsens geführt, dass es vielversprechend ist, diese empirische Forschung durch eine europ?ische Perspektive zu bereichern, insbesondere durch die Perspektive europ?ischer Kultur-, Gaben-, Eigentums- und Organisationstheorie, wie sie Antragstellerin und Antragsteller einbringen k?nnen.