CENTRAL-09 Transformations and transfers, space and literary history
Auf einen Blick
DAAD
Projektbeschreibung
Angesichts der geopolitischen Umw?lzungen in Europa (Fall der Mauer; Mittel-Europa-Diskurs) sowie der Globalisierung (Stichworte 'Postkolonialismus' und 'Neue Medien/Internet') ist der Raum seit den 1980er Jahren - mit dem spatial turn in den Geistes- und Sozialwissenschaften - zu einer Hauptkategorie der Analyse avanciert. Durch dieses neue Interesse an den Konstruktionsm?glichkeiten, Realit?ten und Virtualit?ten des Raums haben sich vielf?ltige Forschungsperspektiven er?ffnet: Raum 'entsteht' in einem vielschichtigen, widersprüchlichen gesellschaftlichen und kulturellen Prozess, in dem die spezifische Verortung kultureller Praktiken und die Dynamik sozialer Beziehungen auf die Ver?nderbarkeit und damit Historizit?t von Raum hindeuten. Konzeptualisierungen wie z.B. Sojas third space, Foucaults Heterotopie, Augés Nicht-Orte, Appadurais global ethnoscapes oder Saids imaginary geography zielen auf die Analyse von R?umen, die real und imagin?r, physisch und symbolisch, territorial und überlappend-transversal, vorgefunden und konstruiert, ausgehandelte r?umliche Praxis und bildliche Repr?sentation sind.
Für solche Analysen historischer Raumordnungen und ihrer Dynamisierung spielen die Künste und insbesondere die Literatur eine entscheidende Rolle. Denn die Literatur nutzt konkrete und abstrakte R?ume, Topoi und Mikrokosmen, um den Makrokosmos historischer und gesellschaftlicher Prozesse zu beobachten und zu kommentieren, um konfliktreiche Begegnungen und Ereignisse zu inszenieren, um Visionen anderer Lebens- und Machtverh?ltnisse durchzuspielen. Dies ist in der deutschsprachigen Literatur besonders h?ufig auf politisch-historische Auseinandersetzungen um deutsche und (mittel)europ?ische Territorien und Grenzziehungen bezogen, aber auch auf die Ungleichzeitigkeiten zwischen Metropole und Provinz in der Moderne, auf das komplexe Verh?ltnis von Innen- und Au?enr?umen, auf die Dynamik zwischen Raum- und Geschlechterordnungen sowie auf die vielf?ltigen (Nicht)Orte des Transfers und der Transformation.
Das Projekt untersucht die Konstruktion und Dynamisierung solcher Raumordnungen anhand der Literatur des 19. bis 21. Jahrhunderts mit Hilfe unterschiedlicher Arbeitsformate: Workshops (2016 Wien, 2017 Warschau, 2018 Berlin), Lehrveranstaltungen, eine einw?chige Sommeruniversit?t "Literaturforschung als Raumforschung" (zweite H?lfte des F?rderzeitraums, für Pr?- und Postdocs aller drei Universit?ten, ein Format, das nach 2018 weitergeführt werden soll), Publikationen, Website, Planungstreffen.