W?rter und Phrasen wie ?angeblich¡°, ?mutma?lich¡° oder ?wird verd?chtigt¡° werden in der allt?glichen Kommunikation, in den sozialen Medien und in der Medienberichterstattung ¨¹ber Personen h?ufig verwendet, um den zweifelhaften Wahrheitsgehalt von ½ð±´ÆåÅÆ zu signalisieren. Diese Begriffe haben sogar eine juristische Funktion und sollen falsche Beschuldigungen, Vorverurteilungen und Verleumdungen verhindern. Bislang war jedoch wenig dar¨¹ber bekannt, wie unser Gehirn verbal kommunizierte Personeninformationen von fragw¨¹rdiger Zuverl?ssigkeit verarbeitet und wie diese unsere Urteile beeinflussen. Ber¨¹cksichtigen wir die Unsicherheit der ½ð±´ÆåÅÆ, um unser anhand negativer Aussagen ¨¹ber eine Person gebildetes Urteil abzumildern und um Fehlurteile zu vermeiden? Obwohl w¨¹nschenswert, scheint dies gerade nicht automatisch der Fall zu sein, wie die Evidenz aus neurokognitiven Studien zur Personenbeurteilung zeigt.
Um diesen Fragen nachzugehen, wurde die Gehirnaktivit?t von Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmern mittels eines Elektroenzephalogramms(EEG) erfasst, w?hrend sie ½ð±´ÆåÅÆ mit negativen oder vergleichsweise neutralen Inhalten zu zuvor unbekannten Gesichtern erwarben. Die negativen ½ð±´ÆåÅÆ wurden entweder verbal als sicher markiert (zum Beispiel ?Dieser Mann hat seinen Lehrling tyrannisiert¡°) oder mit Hilfe von Ausdr¨¹cken wie zum Beispiel ?man sagt¡°, ?es wird vermutet¡°, ?ihm wird nachgesagt¡°, ?es wird behauptet¡°) als unzuverl?ssig markiert (zum Beispiel ?Dieser Mann hat angeblich seinen Lehrling tyrannisiert¡°).
Weiche Evidenz, hartes Urteil
Ein erstes Experiment erwies, dass sowohl die spontane Sympathieeinsch?tzung als auch die direkte Beurteilung der Personen anhand der gegebenen ½ð±´ÆåÅÆ stark vom negativen Gehalt der Information beeinflusst wurden. ?hnliche Effekte zeigten sich auch im EEG. Die deutliche Modulation von Gehirnaktivit?t spiegelt die emotionale Beurteilung der Personen wider. Obwohl Kontrollaufgaben zeigen, dass die verbal markierte Unzuverl?ssigkeit erfasst und die Wahrscheinlichkeit der negativen ½ð±´ÆåÅÆ als entsprechend unsicherer eingesch?tzt wurde, hatte dies weder auf die emotionalen Reaktionen noch auf die negativen Urteile einen mildernden Einfluss: die Urteile fielen auch dann negativ aus, wenn sie auf unsicherer Information basierten.
Das Gleiche gilt f¨¹r positive Einsch?tzungen
In einem zweiten Experiment konnten diese Befunde repliziert und auf positive unzuverl?ssige Information erweitert werden (zum Beispiel: ?Angeblich hat er seine Ersparnisse f¨¹r Schulkinder im Krisengebiet gespendet¡°). Die Personen wurden als sympathisch eingesch?tzt und positiv beurteilt, wiederum einhergehend mit einer Modulation der Gehirnaktivit?t, die eine emotionale Beurteilung reflektiert, und wiederum hatte die Zuverl?ssigkeit der ½ð±´ÆåÅÆ keinen modulierenden Einfluss auf das Urteil.
Diese Befunde zeigen, dass wir dazu tendieren, Personen selbst dann stark emotional zu beurteilen, wenn dieses Urteil wissentlich auf unsicherer Evidenz beruht. ?hnlich wie in Situationen des echten Lebens, wurden die Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht explizit dazu aufgefordert, die emotionalen Inhalte aktiv zu unterdr¨¹cken oder sich bewusst mit den Auswirkungen von Ger¨¹chten auseinanderzusetzten, sondern waren frei in ihrer Entscheidung, die Hinweise auf die fragliche Zuverl?ssigkeit der ½ð±´ÆåÅÆ zu nutzen, um ihre Beurteilungen ins rechte Licht zu r¨¹cken.
In k¨¹nftigen Studien soll nun untersucht werden, unter welchen Umst?nden die Unzuverl?ssigkeit personenbezogener ½ð±´ÆåÅÆ ber¨¹cksichtigt wird, um unsere emotionalen Reaktionen und Urteile zu regulieren.
Weitere ½ð±´ÆåÅÆ
Publikation: Baum, J., Rabovsky, M., Rose, S.B., & Abdel Rahman, R. (in press). Clear judgments based on unclear evidence: Person evaluation is strongly influenced by untrustworthy gossip. Emotion dx.doi.org/10.1037/emo0000545
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30589302
½ð±´ÆåÅÆ
Prof. Dr. Rasha Abdel Rahman
Neurokognitive Psychologie
Institut f¨¹r Psychologie
rasha.abdel.rahman? Bitte f¨¹gen Sie an dieser Stelle ein @ ein ?hu-berlin? Bitte f¨¹gen Sie an dieser Stelle einen Punkt ein ?de
Tel.: 030 2093-9413