Schwellenepochen: Zum Verh?ltnis von Kulturgeschichte und Ereignisgeschichte

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10/2008  – 12/2012

Description

Jede Kultur zeichnet sich durch Phasen mehr oder minder gravierender Ver?nderung aus. Diese Ver?nderungen k?nnen sich unabh?ngig voneinander im eigenen zeitlichen Rhythmus vollziehen, sie k?nnen aber auch zeitlich zusammenfallen. Das gleichzeitige Auftreten einschneidender Umw?lzungen in verschiedenen kulturellen Horizonten l?sst die betreffenden Zeitstufen als Schwellenepochen begreifen. Als solche sind sie attraktive Fallstudien für grunds?tzliche Diskussionen um die Methoden und M?glichkeiten historischer Interpretation kultureller Ph?nomene. Die Gleichzeitigkeit im Auftreten der Ver?nderungen l?sst übergreifende kausale Zusammenh?nge vermuten. Diese werden meist in grunds?tzlicheren Verschiebungen im mentalen und psychischen Haushalt der Gesellschaft verortet, welche wiederum als Ausdruck einschneidender historischer Ereignisse (Krieg, Umw?lzungen im politischen System etc.) verstanden werden. Unter der Pr?misse eines solch engen kausalen Zusammenhangs erscheinen kulturhistorische Ver?nderungen somit vor dem Spiegel der Ereignisgeschichte unmittelbar erkl?rbar. Dieser Ansatz historischer Interpretation ist innerhalb der Klassischen Arch?ologie vor allem an folgenden Epochen ausgelotet worden und scheint sich hier bew?hrt zu haben: 1) der Phase der Sp?tarchaik und Frühklassik bzw. ereignishistorisch definiert, der Zeit der jungen Demokratie Athens und der Perserkriege; 2) der Phase des Reichen Stils bzw. der Zeit des Peloponnesischen Krieges; 3) der Wende von der Sp?tklassik zum Hellenismus bzw. dem Zeitalter Alexanders d.Gr.; 4) dem Zeitalter des Augustus bzw. der Wende von der ausgehenden Republik zur frühen Kaiserzeit; 5) der Phase des sog. sp?tantoninischen Stilwandels bzw. der Zeit der Markomannenkriege; 6) der Wende zur Sp?tantike bzw. dem Zeitalter der Tetrarchie und Constantins d.Gr.. Die jeweils greifbaren Ver?nderungen im kulturellen Haushalt, besonders im thematischen Spektrum sowie in der Formsprache der Bildkunst, werden dabei in unmittelbarerer Relation mit den jeweiligen einschneidenden, politischen und milit?rischen Erfahrungen der jeweiligen Gesellschaft interpretiert. Im Rahmen des Forschungsprojektes soll genau an diesen Fallbeispielen angesetzt und die M?glichkeiten und Grenzen einer so ausgerichteten historischen Interpretation erneut geprüft werden. Denn es ergeben sich mit Blick auf manche dieser Epochen begründete Zweifel, die einzelnen Ver?nderungen, aus denen sich das Ph?nomen der Schwellenepoche konstituiert, immer bzw. ausschlie?lich anhand einschneidender Erfahrungen in der Ereignisgeschichte erkl?ren zu k?nnen. Vielmehr scheinen es zum Teil gerade nicht so sehr die Momente ereignishistorischer Z?suren zu sein, in denen die grundlegenden Verschiebungen im kulturellen Horizont angesto?en werden, sondern h?ufig ereignishistorisch blassere Phasen. Hier offenbart sich ein komplexeres Zusammenspiel zwischen der Geschichte der Bilder bzw. Artefakte und der Geschichte der Ereignisse, dass es neu auszuloten gilt: als Grundlage für eine erneute Diskussion um die Methode der historischen Interpretation. Die Realisierung dieses Projektes ist im Rahmen einer gr??er angelegten, interdisziplin?ren wie auch internationalen Forschergruppe konzipiert. Conditio sine qua non ist die Kooperation mit Klassischen Philologen und Althistorikern; angestrebt ist aber auch der Dialog mit anderen kultur- und kunsthistorischen Disziplinen, in denen sich diese Fragen unter ?hnlichen Voraussetzungen stellen und die anhand anderer Fallstudien weiterführende Beitr?ge gerade für die Fragen nach den methodischen M?glichkeiten er?ffnen k?nnten.