Laokoon - Geschichte eines Bildwerkes zwischen antiker Konzeption und neuzeitlicher Rezeption
Facts
Description
Die Statuengruppe des Laokoon im Vatikan gilt als das berühmteste Bildwerk der Antike, das wie kein anderes seit dem 16. Jh. immer wieder im Zentrum der europ?ischen Auseinandersetzung mit der antiken Bildkunst gestanden hat. Umso befremdlicher ist es, dass dieses Werk an zentralen Partien, die für die Beurteilung des Bildentwurfes wesentlich sind, bis heute nicht ausreichend publiziert ist. Ungekl?rt ist vor allem, wie der Angriff der oberen Schlange verl?uft: Mehrheitlich wird dieser in der linken Hüfte des Laokoon angenommen und entsprechend wurde dort auch der zubei?ende Schlangenkopf erg?nzt. Aber die Befundlage, die dies kl?ren k?nnte, ist nicht dokumentiert und durch die Erg?nzung des 16. Jh. an der originalen Statue verunkl?rt (auch wurde der Befund bei der Neuzusammensetzung der Fragmente und partiellen Abnahme der Erg?nzungen in den Jahren 1957-60 nicht ausreichend dokumentiert). Aus konzeptionellen ?berlegungen sowie Autopsie der betreffenden Partien ergeben sich jedoch gravierende Zweifel an einer solchen Rekonstruktion. Ziel des Projektes ist es, unter Hinzuziehung aller relevanter Dokumente die antike Konzeption der Statuengruppe wieder zu rekonstruieren: Wesentlich ist hierbei neben der erneuten Prüfung der Stiche und Beschreibungen des 1506 wiedergefunden Laokoon sowie der betreffenden Partien am Original vor allem die Analyse der vatikanischen Gipsabgüsse, die 1957-60 von allen originalen Fragmenten abgenommen, jedoch bisher nicht ausreichend ausgewertet wurden: Abgüsse dieser vatikanischen Gipsabgüsse sollen für die Sammlung des Winckelmann-Instituts erworben und auf ihrer Grundlage ein neuer Abguss des Laokoon hergestellt werden, der die antike Befundsituation dokumentiert. Auf seiner Grundlage soll dann die Frage nach der ursprünglichen Konzeption und Wirkung des Laokoon diskutiert werden sowie die seit seiner Wiederauffindung 1506 vorgenommenen Neuinterpretationen im Zuge der neuzeitlichen Rekonstruktionen.