The Perception of Social Groups through the Prism of Sexual Violence in St. Petersburg 1864-1914

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Run time
10/2003  – 09/2006
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Fritz Thyssen Foundation

Description

Der Stellenwert und die Bedeutungen sexueller Gewalt wandelten sich seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Zum einen trugen die seit den 1860er Jahren entstehenden, ausgesprochen popul?ren Boulevardzeitungen durch ihre ausführliche Berichterstattung über Kriminalit?t zu einem subjektiv empfundenen Anstieg von sexueller Gewalt bei. Weiterhin beeinflu?ten neue wissenschaftliche Disziplinen und Methoden wie die Kriminalstatistik die Wahrnehmung sexueller Gewalt. Zudem ist die rasche Urbanisierung Sankt Petersburgs zu nennen. Die mehrheitlich m?nnlichen Migranten aus dem l?ndlichen Ru?land, die in Sankt Petersburg arbeiteten, brachten eine d?rfliche und damit fremde Kultur in diejenige Stadt, die als besonders europ?isch, als das Fenster zum Westen galt. Die Neuank?mmlinge waren in der Stadt spürbar, scheinbar neu auftretende und ?ffentlich diskutierte Ph?nomene wie Kriminalit?t, Rowdytum oder eben sexuelle Gewalt wurden mit ihnen in Verbindung gebracht.<br>
Wie sexuelle Gewalt je nach dem sozialen Milieu, in dem sie stattfand, beurteilt und erkl?rt wurde, ist eine der Fragen des vorliegenden Projektes. Weiterhin wird zu fragen sein, inwiefern Geschlecht konstitutiv für die Interpretationen sexueller Gewalt war und ob dies quer durch die Schichten der russischen Gesellschaft galt? Welche Vorstellungen kursierten über die Sexualit?t der Unterschichten im Unterschied zu der der gehobenen Kreise? Wie wurden die vielf?ltigen Formen sexueller Gewalt (Vergewaltigung, Lustmord, sadistische Praktiken etc.) in den unterschiedlichen sozialen Milieus beurteilt? Wie wirkte sich sexuelle Gewalt in den st?dtischen Unterschichten auf die von der Elite geführte Diskussion über den zukünftigen Weg Ru?lands als europ?isches oder aber slawisches Gemeinwesen aus?