Entgegen der eigenen ?berzeugungen: Die Rolle von Intergruppenempathie bei aktivistischem Engagement
Facts
Psychology
Berlin University Alliance (BUA)
Description
Das beantragte Forschungsvorhaben hat das Ziel, den Zusammenhang von Intergruppenempathie,
aktivistischem Engagement und gesellschaftlichem Zusammenhalt theoretisch zu ergründen
und anhand einer Pilotstudie empirisch zu untermauern. Empathie, Aktivismus und
gesellschaftlicher Zusammenhalt haben gemeinsam, dass sie innerhalb der Gesellschaft als
positiv gesehen werden und ihre Verwirklichung grunds?tzlich als wünschenswert gilt. Alle drei
Konzepte sind jedoch in mehrfacher Hinsicht ambivalent. W?hrend es wünschenswert ist, anderen
Menschen gegenüber empathisch zu sein, sind Menschen selektiv, wem gegenüber sie
Empathie zeigen (z.B. Lotz-Schmitt et al., 2017; Tarrant et al., 2009). W?hrend aktivistisches
Engagement zu mehr gesellschaftlichem Zusammenhalt führen kann, wenn es auf gemeinschaftliche
und soziale Anliegen gerichtet ist, kann es ins Gegenteil umschlagen, wenn sich
das Engagement auf Anliegen richtet, deren Ziel es ist, Forderungen auf bestimmte Gruppen
zu beschr?nken (z.B. migrationsfeindlicher Aktivismus aufgrund der Angst vor Entfremdung
der eigenen Kultur; vgl. Lewis et al., 2019). Aktivismus kann dann zu sozialer Spaltung, Frustration
und Polarisierung innerhalb der Gesellschaft führen. W?hrend der gesellschaftliche Zusammenhalt
ein Merkmal der sozialen Einheit ist, nimmt die Sorge um den gesellschaftlichen
Zusammenhalt zu (Schiefer & Noll, 2017). Das vorliegende Projekt befasst sich mit den drei
Konzepten in ihrer Wechselbeziehung. Es soll besser verstanden werden, wann und unter
welchen Umst?nden Empathie pr?diktiv für (?kologischen und sozialen) Aktivismus ist. Weiterhin
besch?ftigt sich das Projekt mit der Fragestellung, wie sich Menschen innerhalb sozialer
Gruppen identifizieren und wie sich ihre Empathie unterscheidet, wenn sie auf die eigene (soziale)
Gruppe im Vergleich zu einer (gegnerischen) Outgroup gerichtet ist.
Das Verst?ndnis für die Wechselbeziehung von Intergruppenempathie, Aktivismus und gesellschaftlichen
Zusammenhalt ist zentral, um die gesellschaftlichen Auswirkungen auf die Krisen
unserer Zeit zu adressieren. Die jüngsten Ereignisse in der Ukraine zeige dies sehr deutlich:
Zum einen ist die transnationale europ?ische Solidarit?t und Empathie mit der Ukraine gro?,
viele Menschen zeigen ihre Hilfsbereitschaft und gehen als Zeichen des eigenen Protests auf
die Stra?e. Auf der anderen Seite werden aber auch entscheidende Herausforderungen und
Fragen zu Migration und Klimaschutz auf Deutschland und Europa zukommen, die sich auf
den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirken k?nnen. Innerhalb der F?rderung der Career
Development Awards soll eine Einarbeitung in die Literatur erfolgen. Intergruppenempathie,
Aktivismus und gesellschaftlicher Zusammenhalt sollen aus psychologischer, soziologischer
und politikwissenschaftlicher Sicht herausgearbeitet werden und der aktuelle Forschungsstand
exploriert werden.
Project manager
- Person
Prof. Dr. Jule Specht
- Lebenswissenschaftliche Fakult?t
- Institut für Psychologie