Wie beeinflussen bedrohliche Standorte die Gefühle der Menschen und deren Interaktionen mit anderen in deren Umfeld? Eine Psychophysiologische Studie im Labor
Auf einen Blick
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
DFG Sachbeihilfe
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Projektbeschreibung
Allt?glich assoziieren und projizieren wir Gefühle auf bestimmte Umgebungen, die uns wie ein Kompass anzeigen, welchen Gebieten wir uns n?hern k?nnten und welche wir meiden sollten. Da sich Orte gegenseitig bedingen, kann sich der emotionale Wert des einen auf seine Umgebung übertragen und den Wert anderer Orte überf?rben. Wie dieser F?rbungsprozess vonstatten geht ist von Bedeutung, um verstehen zu k?nnen, wie sich Menschen einen Eindruck von ihrer Umwelt schaffen. Bisherige Experimente in unserem Labor haben gezeigt, dass saliente Orte einen ?Affektiven-Wippen-Effekt“ erzeugen. Dieser bewirkt ein Abf?rben der gleichen affektiven Farbe auf seine nahe Umgebung (Affektive Assimilation) und ein Umf?rben fernerer Orte in die gegenteilige affektive Farbe (Affektiver Kontrast). Das Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, ob a) der ?Affektive-Wippen-Effekt“ mehr als nur ein methodisches Artefakt ist und b) welche Sozialen Konsequenzen er mit sich bringt.
In unseren vergangenen Studien wurden Probanden gebeten anzugeben welche Gefühle sie h?tten, wenn sie in einer gewissen Distanz zu einem affektiv salienten Ort leben würden. Offen ist nun, ob der Affektive-Wippen-Effekt auch über die Selbsteinsch?tzung hinaus allgemein gültig ist. Im ersten Experiment wird deshalb das psychophysiologische Verfahren zur Messung des Affekts genutzt, welche weniger reaktiv sind als Selbsteinsch?tzungsverfahren. Um die h?chstm?gliche experimentelle Kontrolle zu bewahren, werden wir eine computerbasierte 3D-Nachbarschaft modellieren. Sie wird u.a. bedrohliche Orte enthalten, welche mithilfe einer Angstkonditionierungs-Technik induziert werden. Experiment 2 wird über individuelle Konsequenzen hinausgehen und die kollektiven Konsequenzen des Affektiven-Wippen-Effekts erforschen. Soziale W?rme h?ngt zum Teil von emotionaler Mimikry ab, welches ein primitiver Weg ist affektive Zust?nde nicht intendiert zu teilen. Wenn jemand spontan l?chelt, w?hrend man selbst l?chelt oder wenn jemand traurig schaut, w?hrend man selbst traurig schaut, wird man sich dieser Person n?her fühlen. Wir werden untersuchen, ob ein gef?hrlicher Ort diese emotionale Mimikry in seiner Umgebung ver?ndert. Wir erwarten, dass ein gef?hrlicher Ort emotionale Mimikry von affiliativen Gesichtsausdrücken in seiner nahen Umgebung hemmt, w?hrend er es in weiter entfernten Regionen begünstigen k?nnte. Deshalb sollten gef?hrliche Orte zu sozialer Vereinzelung in ihrer N?he führen und ironischerweise mehr soziale Koh?sion in weiterer Ferne mit sich bringen. Unser Projekt vereint Sozialpsychologie, Emotionsforschung und r?umliche Kognition um eine wichtige Lücke im theoretischen, sowie im angewandten Wissen darüber zu schlie?en, wie Menschen ihre Umwelt repr?sentieren. Schlussendlich schl?gt das Projekt eine Brücke zwischen Mikro- und Makrolevels sozialer Ph?nomene: Der Einfluss des affektiven-Wippen-Effekts auf emotionales Mimikry k?nnte soziologische Theorien zum Verfall von Wohngegenden erg?nzen.